Untersuchungsmaterial Urin für labormedizinische Untersuchungen

Definition

Mittelstrahlurin:

Diesen Urin gewinnt der Patient, indem er während des Harnlassens ein steriles Gefäß in den Harnstrahl hält, ohne das Harnlassen zu unterbrechen. Die erste sowie die letzte Harnfraktion werden nicht aufgefangen.

Erster Morgenurin:

Dieser Urin wird während der Nacht produziert und als erster Urin am Morgen als Mittelstrahlurin gewonnen. Wegen der langen Verweilzeit in der Blase ist er gut zum Nachweis von Nitrit und Proteinen geeignet. 

Vor allem beim Nachweis von Chlamydien sollte die erste Fraktion dieses Urins verwendet werden, da in ihr die Epithelzellen der harnableitenden Wege, die die Chlamydien beherbergen, besonders stark vertreten sind. 

Zweiter Morgenurin:

Dieser Urin wird mindestens 2 Std. nach dem ersten Morgenurin am Vormittag als Mittelstrahlurin gewonnen. Er liefert am ehesten die Durchschnittswerte einzelner Parameter und wird daher oft als Ersatz für Sammelurin verwendet. Durch den Bezug der Urinproteine auf Kreatinin werden die diuresebedingten intraindividuellen Schwankungen der Harnproteinkonzentration korrigiert. Qualitative Untersuchungen (Urin-Status, Harnsediment), Bestimmungen von Proteinen, Crosslinks und Bence-Jones-Proteinen sollten aus dem zweiten Morgenurin durchgeführt werden.

Spontanurin:

Dieser Urin wird zu keinem bestimmten Zeitpunkt als Mittelstrahlurin gewonnen und ist für viele chemische Parameter gut geeignet.

Sammelurin:

Dieser Urin wird in einem definierten Zeitintervall nach genauer Anweisung (Patienteninformation bitte anfordern) gesammelt, am häufigsten innerhalb von 24 Std. "24h-Urin". Der Sammelurin bietet den Vorteil, dass tageszeitabhängige Konzentrationsschwankungen eliminiert werden. Er wird z. B. zur Bestimmung von Hormonen und Parametern des Porphyrinstoffwechsels verwendet. Der Sammelurin zur Bestimmung von Mediatoren, z. B. Katecholaminen, muss angesäuert werden.

Allgemeine Hinweise zur Uringewinnung

Um eine gute Qualität der Harnanalyse zu gewährleisten und unnötige Fehlerquellen zu minimieren, ist eine korrekte präanalytische Vorgehensweise nötig. Bei der Gewinnung des Urins sollten daher folgende Punkte genau befolgt werden:

  • Der Patient sollte vorzugsweise direkt in der Arztpraxis Urin lassen, um die Zeit bis zur Analytik so kurz wie möglich zu halten.

  • Der Patient sollte genaue Anweisungen zur Gewinnung des Urins erhalten und diese auch befolgen.

  • Körperliche Anstrengungen sollten vor der Probennahme oder während des Sammelns vermieden werden.

  • Der Patient sollte seine normale Trinkgewohnheit beibehalten (1,5 – 2 l pro Tag).

  • Bei Frauen sollte keine Urintestung während oder kurz nach der Menstruation erfolgen, da eine Kontamination des Urins mit Blut zu fehlerhaften Ergebnissen führt.

  • Zur Uringewinnung sollten Einmalbehälter verwendet werden, die Sie gerne aus unserem Labor bekommen können. Die für einige Untersuchungen erforderlichen Zusätze erhalten Sie dann dazu.

  • Um Verwechslungen zu vermeiden, sollten die Proben sofort sorgfältig mit vollständigem Namen, Vornamen und Geburtsdatum des Patienten sowie dem Entnahmedatum beschriftet werden.

  • Für eine richtige Beurteilung des Urins im Labor sind Angaben zur Art der Gewinnung und zum Zeitpunkt der Probennahme unerlässlich. Bei Sammelurin sind dem Labor unbedingt die Sammelmenge und –zeit auf dem Auftragsschein mitzuteilen!

  • Bitte schicken Sie uns keine Sammelbehälter oder Urinbecher! Bitte ziehen Sie die notwendige Probenmenge nach gutem Durchmischen der Probe mit einer Urin-Monovette auf. Entnahmehinweise können Sie gern bei uns anfordern.

Gewinnung von Sammelurin

Anleitung zum Sammeln im Sammelbehälter (Volumen 2l / 3l):

  1. Trinkmenge sollte bei 1,5-2 Liter/Tag liegen.

  2. Beginn der Sammelperiode morgens nach dem Entleeren der Blase. Uhrzeit notieren.

  3. Sammeln endet am darauf folgenden Morgen nach dem Wasserlassen.

  4. alle Urinportionen der Sammelperiode (des Tages und der folgenden Nacht) in einem Behälter sammeln.

  5. bitte verwenden Sie zum Auffangen z. B. einen sauberen Plastikbecher, nicht in den großen Sammelkanister urinieren, da eventuelle Zusätze wie Salzsäure im Sammelbehälter enthalten sein können! Verätzungsgefahr!

  6. wenn die letzte Urinportion (i. d. R. der Morgenurin der letzten Nacht) in den Sammelbehälter gegeben worden ist, Behälter gut mischen und daraus dann 2 Urin-Röhrchen für die Laboruntersuchung füllen (Handhabung s. u.) und am gleichen Morgen beim Arzt oder direkt bei uns im Labor abgeben. Gesamturinmenge notieren!

Sollte der von uns zur Verfügung gestellte Sammelbehälter nicht ausreichen, um alle Urinportionen aufzunehmen, dann verwenden Sie bitte das größere Gefäß (3l).

Den Urin während der Sammelperiode bei Raumtemperatur lagern.

Handhabung zur Füllung der Urin-Röhrchen

  • Urin im Sammelbehälter gründlich mischen. Kappe vom Urin-Röhrchen abziehen, Ansaugschlauch aufsetzen. Durch Zurückziehen des Kolbens Urin aus dem Sammelgefäß aufnehmen

  • anschließend wird der Ansaugschlauch wieder abgezogen, der kleine Verschluss fest oben aufgesetzt

  • jetzt kann man den nach unten gezogenen Kolben durch eine leichte Drehbewegung abbrechen

  • das Urin-Röhrchen ist nun für den sicheren Urin-Transport dicht verschlossen

  • Röhrchen bitte beschriften (Name, Datum, Sammelmenge), ggf. Körpergewicht und Größe angeben und in Ihrer Arztpraxis abgeben

Wir stellen Ihnen gern eine Information für Ihre Patienten zur Probenentnahme und zur Gewinnung von Sammelurin zur Verfügung.

Zwischenlagerung von Urinproben

Die Urinproben sollten schnell ins Labor transportiert und bis zur Abholung durch den Kurierfahrer im Kühlschrank aufbewahrt werden.