Untersuchungsmaterial Blut für labormedizinische Untersuchungen

Definition

Blut kann venös, arteriell oder kapillär entnommenen werden.

Entnommenes Vollblut ohne Zugabe von Antikoagulanzien beginnt nach der Entnahme sofort zu gerinnen. Das Blutgerinnsel kann durch Zentrifugation sedimentiert werden. Der dabei erhaltene flüssige Überstand ist das Serum.

Entnommenes Vollblut mit Zugabe von Antikoagulanzien gerinnt nach der Entnahme nicht. Durch Zentrifugation können die zellulären Bestandteile vom flüssigen Überstand, dem Plasma, getrennt werden.

Plasma enthält im Gegensatz zum Serum noch alle Gerinnungs- und Fibrinolysefaktoren in aktiver Form.

Blutentnahmesysteme

Wir bieten verschiedene Blutentnahmesysteme an. Eine Übersicht für die Auswahl des richtigen Blutentnahmegefäßes können Sie gern bei uns anfordern.

Die venöse Blutentnahme

Bedingungen:

  • Entnahmezeit möglichst zwischen 7:00 und 9:00 Uhr
  • am nüchternen Patienten (letzte Nahrungsaufnahme am Vorabend zwischen 18:00 und 19:00 Uhr, Nahrungskarenz (12 – 14 Std.)
  • vor der Blutentnahme 5 – 10 min. ruhig sitzen / liegen
  • Einfluss veränderlicher Einflussgrößen beachten
  • bei Pharmakotherapie Probennahme zur Spiegelbestimmung des Medikamentes im Steady state und (bis auf wenige Ausnahmen) im Talspiegel

Technik:

  • Körperlage: Gefäßpunktion am liegenden Patienten empfohlen
  • bei Verlaufskontrollen Blutentnahme immer in gleicher Körperlage vornehmen
  • möglichst weitlumige Punktionskanüle wählen
  • Stauungszeit nicht länger als 30 sec
  • maximaler Stauungsdruck 60 mm Hg
  • Stauung nach erfolgreicher Platzierung der Kanüle lösen
  • zu starke Aspiration mit der Entnahmespritze und Aspiration paravenösen Blutes sind zu vermeiden

Reihenfolge der Blutentnahmen:

  • Blutkulturen (Sterilität!)
  • Vollblut ohne Zusätze
  • Vollblut mit Zusätzen für Gerinnungsuntersuchungen
  • Vollblut mit Zusätzen für hämatologische Untersuchungen (möglichst ungestaut entnehmen !)

Bei Entnahmesystemen mit Zusätzen (z. B. EDTA, Citrat, Heparin) ist unbedingt auf eine Füllung bis zum Eichstrich zu achten.

Unmittelbar nach der Blutentnahme muss das Blut mit dem Zusatz durch wiederholtes (ca. 5-maliges) Neigen oder Schwenken des Entnahmesystems vermischt werden. Ein Schütteln der Probe ist unbedingt zu vermeiden.

Besonderheiten bei Serumproben

Zur Gerinnungsförderung sind in dieser Monovette Silikatkugeln (weiße Glaskugeln) vorgelegt.

Nach der Blutentnahme lassen Sie bitte die Blutprobe 30 min. bei Raumtemperatur stehend gerinnen. Die dazu erforderlichen Ständer können Sie im Labor bestellen. 

Verwendung von Serum: 

  •  klinisch-chemische Untersuchungen
  •  immunologische Untersuchungen
  •  infektionsserologische Untersuchungen
  • Hormonbestimmungen
  • Medikamentenspiegelbestimmungen
  • allergologische Untersuchungen
  • blutgruppen­serologische Untersuchungen

Die Zwischenlagerung der Serum-Monovette bis zur Abholung durch den Kurierfahrer erfolgt am besten im Kühlschrank (lichtgeschützt).

 

Besonderheiten bei EDTA-Proben

Zur Vermeidung der Gerinnung ist in diesen Monovetten K-EDTA als Antikoagulanz vorgelegt. Da die Vermischung des Vollblutes mit dem Antikoagulanz bei der Blutentnahme nur teilweise erfolgt, muss die Monovette unmittelbar nach der Entnahme zur vollständigen Durchmischung ca. 5 mal geschwenkt werden.

Die EDTA-Monovette dient der Gewinnung von EDTA-Vollblut und EDTA-Plasma.

Verwendung von EDTA-Vollblut:

  • Blutbild
  • Differenzialblutbild
  • Hb-Elektrophorese
  • Hb A1c
  • molekulargenetische 
  • molekularbiologische Untersuchungen
  • blutgruppenserologische Untersuchungen

Verwendung von EDTA-Plasma:

  • Renin
  • ACTH

Die Zwischenlagerung von EDTA-Vollblut bis zur Abholung durch den Kurierfahrer erfolgt bei Raumtemperatur.

In besonderen Fällen (siehe präanalytische Hinweise im Analysenverzeichnis; z. B. ACTH) erfolgt die EDTA-Plasmagewinnung bereits in der Arztpraxis. Das Plasma ist in diesen Fällen tiefgefroren zwischenzulagern.

Ist dies nicht möglich, sollte die Blutentnahme in einer unserer Blutentnahmestellen erfolgen.

Besonderheiten bei Citrat-Proben

Zur Vermeidung der Gerinnung ist in diesen Monovetten Na-Citrat im Mischungsverhältnis 9+1 (9 Teile Vollblut, 1 Teil Na-Citrat) als Antikoagulanz vorgelegt. Da die Vermischung des Vollblutes mit dem Antikoagulanz bei der Blutentnahme nur teilweise erfolgt, muss die Monovette unmittelbar nach der Entnahme zur vollständigen Durchmischung ca. 5 mal geschwenkt werden.

Citrat-Monovetten müssen zwingend bis zum Eichstrich gefüllt werden. Die Unterfüllung der Monovette unter eine vom Hersteller festgelegte Toleranzgrenze führt über ein verändertes Mischungsverhältnis zu falschen Gerinnungswerten. Entsprechende Blutproben werden grundsätzlich von der Untersuchung ausgeschlossen.

Die Citrat-Monovette dient der Gewinnung von Citrat-Vollblut und Citrat-Plasma.

Verwendung von Citrat-Plasma: 

  • PTT
  • Quick
  • Thrombinzeit
  • Fibrinogen
  • Gerinnungsfaktoren
  • Hemmkörper von Gerinnungsfaktoren
  • Inhibitoren von Gerinnungsfaktoren
  • D-Dimere
  • Lupusantikoagulanzien

Verwendung von Citrat-Vollblut:

  • Thrombozytenaggregation
  • Thrombozytenmessung bei EDTA-Unverträglichkeit

Die Zwischenlagerung von Citrat-Vollblut bis zur Abholung durch den Kurierfahrer erfolgt bei Raumtemperatur.

In besonderen Fällen (siehe präanalytische Hinweise im Analysenverzeichnis; z. B. Gerinnungsfaktoren) erfolgt die Citrat-Plasmagewinnung bereits in der Arztpraxis. Das Plasma ist in diesen Fällen tiefgefroren zwischenzulagern.

Besonderheiten bei NaF-Proben

Zur Vermeidung der Gerinnung ist in diesen Monovetten ein Antikoagulanz (EDTA) vorgelegt. Der zur korrekten Bestimmung des Blutzuckers wirksame Zusatz dieser Monovetten ist Na-Flourid. Na-Fluorid ist ein Inhibitor der Glykolyse, durch den die Metabolisierung von Glukose durch vitale Zellen im Blut gestoppt wird. Da die Vermischung des Vollblutes mit dem Antikoagulanz und dem Na-Fluorid bei der Blutentnahme nur teilweise erfolgt, muss die Monovette unmittelbar nach der Entnahme zur vollständigen Durchmischung ca. 5 mal geschwenkt werden.

Citrat/Na-Fluorid- und Na-Fluorid-Monovetten dienen der Gewinnung von Na-Fluorid-Plasma.

  • Glukose: Citrat/Na-Fluorid
  • Laktat, Pyruvat: Na-Fluorid

Die Zwischenlagerung der Citrat-/Na-Fluorid-, Na-Fluorid-Monovette bis zur Abholung durch den Kurierfahrer erfolgt im Kühlschrank.

Besonderheiten bei Heparin-Proben

Zur Vermeidung der Gerinnung ist in diesen Monovetten Li-Heparin (orangefarbenen) oder NH4-Heparin (blaue Monovette) als Antikoagulanz vorgelegt. Da die Vermischung des Vollblutes mit dem Antikoagulanz bei der Blutentnahme nur teilweise erfolgt, müssen diese Monovetten unmittelbar nach der Entnahme zur vollständigen Durchmischung ca. 5 mal geschwenkt werden.

Die NH4-Heparin und Li-Heparin Monovetten dienen der Gewinnung von NH4-Vollblut und NH4-Plasma.

Verwendung von NH4-/Li-Heparin-Vollblut:

  • HLA-Typisierung
  • LTT
  • Kälteagglutinine
  • T-Spot-TB

Verwendung von NH4-/Li-Heparin-Plasma:

  • klinisch-chemische Untersuchungen

Heparin-Vollblut wird bei Raumtemperatur und Heparin-Plasma im Kühlschrank bis zur Abholung durch den Kurierfahrer zwischengelagert.

Spezialmonovette zur Homocysteinbestimmung

Homocystein wird auch nach der Blutentnahme kontinuierlich von den Erythrozyten ins Plasma ausgeschleust.

Um das zu verhindern, befindet sich in der Spezialmonovette eine saure Citratlösung, die den Homocystein-Spiegel stabilisiert. Da die Vermischung des Vollblutes mit dem sauren Citrat bei der Blutentnahme nur teilweise erfolgt, müssen diese Monovetten unmittelbar nach der Entnahme zur vollständigen Durchmischung ca. 5 mal geschwenkt werden.

Die Zwischenlagerung der Monovette bis zur Abholung durch den Kurierfahrer erfolgt im Kühlschrank.

Weitere Hinweise zur Materialmenge und zur Zwischenlagerung

Angaben zu besonderen Materialmengen bzw. zur Abnahme zusätzlicher Monovetten (eine separate nur für eine spezielle Untersuchung verwendbare Monovette, z. B. für die Blutgruppenbestimmung, die Bestimmung von Homocystein, für molekulargenetische oder molekularbiologische Untersuchungen) und zu besonderen Zwischenlagerungsbedingungen finden Sie im Analysenverzeichnis.