Home >  Fachinformationen > Systemische Metallbelastung? Die Multielementanalyse in Urin und EDTA-Blut

Mangel erkennen, doch Überdosierung vermeiden

Mineralstoffe (Spurenelemente) spielen als Kofaktoren von Enzymen eine wichtige Rolle in diversen Stoffwechselprozessen. Bereits eine latente Unterversorgung kann mit subtilen Beeinträchtigungen physiologischer Prozesse einhergehen, wie z. B. einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit, einer erhöhten Infektanfälligkeit oder chronischen Entzündungsphänomenen. Bei zu hohen Konzentrationen hingegen können auch Spurenelemente toxische Wirkungen entfalten. Die Diagnostik der Versorgung mit Spurenelementen hilft, mögliche Mängel zu erkennen, gezielt zu substituieren und eine Überversorgung zu vermeiden.

Warum empfehlen wir die Hämatokrit-Korelation nicht?

Gegen den von einigen Labors eingeführten Bezug der Mineralienspiegel auf den Hämatokrit spricht, dass ein Mineralstoffmangel bei verminderten Zellzahlen im Blut (v. a. Anämie) unerkannt bleiben kann. Schließlich kann der Mineralstoffmangel selbst die Blutbildung beeinträchtigen. Zudem sind viele Spurenelemente - wie z. B. Selen und Kupfer - intra- wie extrazellulär lokalisiert, oder ihre Verteilung differiert von Patient zu Patient. Für andere Mineralien wie Chrom, Mangan und Molybdän ist die intra-extrazelluläre Verteilung weitgehend unbekannt. Die »Normalisierung« der Werte auf den Hämatokrit kann das Ergebnis verfälschen und einen Mangel möglicherweise »kaschieren«.

Abb.1 Die Mineralstoffanalyse im lysierten Vollblut erlaubt die Beurteilung des Gesamtversorgungsstatus sowohl für vorwiegend intrazellulär als auch für vorwiegend extrazellulär lokalisierte Mineralien. Eine Hämatokrit-Korrektur ist nicht indiziert, da sie für die meisten Metalle das Messergebnis verzerrt.

Zur Einschätzung des Spurenelementhaushalts ist Vollblut dem Serum vorzuziehen

Die Mineralstoffanalyse im lysierten Heparin- oder EDTA-Vollblut bestimmt gleichzeitig die zellulär gebundenen als auch die frei im Serum lokalisierten Metalle. Da Metalle wie Kalium, Zink, Magnesium, Selen oder Kupfer sogar zu einem großen Teil intrazellulär »gespeichert« werden, (siehe Abb.1), erlaubt nur eine Vollblutmineralanalyse eine optimale Einschätzung des Spurenelementhaushaltes.

Wechselwirkungen von Mineralstoffen mit toxischen Metallen sollten beachtet werden

Einige toxische Metalle zeigen ein ähnliches Bindungsverhalten wie essentielle Spurenelemente, was dazu führt, dass sie mit den Spurenelementen an den enzymatischen Bindungsstellen in Konkurrenz treten. Ein solcher Antagonismus ist für Cadmium und Zink, Nickel und Magnesium sowie für Blei und Calcium beschrieben. Quecksilber bindet mit hoher Affinität an Selen und blockiert dadurch seine Wirkung. Darüber hinaus fördert Arsen die Ausscheidung von Selen. Daher liefert die parallele Spiegelbestimmung toxischer Metalle gerade bei einer latenten Unterversorgung mit Mineralstoffen eine wichtige Zusatzinformation.

Material / Abrechnung

Die Analyse erfolgt mittels induktiv-gekoppelter Plasma-Massenspektrometrie (ICP-MS).

Mineralstoffprofil   Material    1x GOÄ                   Inhalt
»7+2« EDTA- oder
Li-Heparinblut
50,13 €Magnesium, Selen, Zink, Chrom, Kupfer, Mangan,
Molybdän + Cadmium, Nickel
»11+4« Li-Heparinblut61,79 €Magnesium, Selen, Zink, Calcium, Kalium, Natrium,
Phosphor, Chrom, Kupfer, Mangan, Molybdän + Blei,
Cadmium, Nickel, Quecksilber
»11+6«Li-Heparinblut81,03 €

Magnesium, Selen, Zink, Calcium, Kalium, Natrium,

Phosphor, Chrom, Kupfer, Mangan, Molybdän
+ Aluminium, Arsen, Blei, Cadmium, Nickel, Quecksilber

Musterbefund  »Mineralstoffanalyse 11+4« (»großes Profil«)
Den Inhalt der Profile »11+6« und »7+2« entnehmen Sie bitte der Tabelle.

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Literatur

  • Hartmann M und Hartwig A. Disturbance of DNA damage recognition after UV-irradiation by nickel(II) and cadmium(II) in mammalian cells. Carcinogenesis 1998; 19: 617-621.
  • Jennrich P. Schwermetalle – Ursache für Zivilisationskrankheiten. CO’MED 2007.
  • Thomas L. Labor und Diagnose. TH-Books Verlagsgesellschaft 2012.
  • Löffler BM, Die Calcium-Magnesium defiziente Bevölkerung: Vitamin D3 allein ist nicht genug. OM& Ernährung 2014.