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Ursachendiagnostik bei erhöhten Histaminspiegeln im Blut

Erhöhte Histaminspiegel im Blut sind Ausdruck eines gestörten Verhältnisses zwischen Histaminbildung und Abbau. Bei erhöhten Blut-Histaminspiegeln können die folgenden Symptome auftreten:

  • Vasoaktive Effekte Blutdruckschwankungen, Kreislaufschwäche, bis zu Anaphylaxie
  • Zentralnervöse Wirkungen → Abgeschlagenheit, Schwindel, Übelkeit, Gedächtnisstörungen
  • Sensibilisierung von Schmerznozizeptoren → Verstärkung der Schmerzwahrnehmung
  • Neuropeptidwirkung → Hautrötungen, Juckreiz
  • Schleimhauteffekte → Verstopfte oder laufende Nase
  • Gastrointestinale Wirkungen → Durchfall, Blähungen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, erhöhte Magensaftsekretion

Erhöhte Blutwerte für Histamin können verschiedene Ursachen haben:

  1. Übermäßige Freisetzung aus den Mastzellen
    - IgE-vermittelte Allergien
    - Pseudoallergien
    - gesteigerte Mastzellaktivierbarkeit (Mastzellzahl ↑, Membranstabilität ↓)
  2. Histamin-Abbaustörung
    - primärer (genetisch bedingter) Mangel der Diaminoxidase (DAO) oder der Histamin-N-Methyltransferase (HNMT)
    - sekundärer DAO-Aktivitätsmangel durch:
       • Mangel der Kofaktoren Kupfer, Zink, Vitamin B6
       • verminderte DAO-Bildung im Darm (Darmepithelzerstörung - I-FABP ↑, Alpha-1- Antitrypsin ↑, Calprotectin ↑)
       • DAO-Hemmung durch Medikamente und Xenobiotika
  3. verstärkte Histaminbildung im Darm (endogene Histaminquelle)
    - vermehrte Ansiedlung Histamin-bildender Bakterien

Die Abklärung dieser dritten - häufig vergessenen - Ursache erfolgt über:

  • Histaminbestimmung im Stuhl
  • Nachweis histaminbildender Bakterien im Stuhl

Bei unauffälligen Ergebnissen ist es unwahrscheinlich, dass der Darm eine signifikante Histaminquelle darstellt. Dann sollten die Ursachen 1. und 2. abgeklärt werden.

Histamin Blut Histamin Stuhl Histaminbildner im Stuhl Mögliche Ursache Folgediagnostik
normal normal IgE-vermittelte extraintestinale Allergie (z.B. Pollen, Hausstaubmilbe, Schimmelpilze, Tierhaare etc.) Gesamt-IgE und IgE gg. vermutete Einzelallergene, ggf. ALEX-ScreeningTest auf 288 Allergene
Mastzell-Koaktivierung im Rahmen systemischer Entzündung TNF-α, IP-10, hsCRP
Mastzellstimulation bei TH2-Dominanz TH1/TH2-Balanceprofil, ggf. IL-4-Hemmtest (bei erhöhtem IL-4)oder IFN-γ/IL10-Modulatortest (bei normalem IL-4 und vermindertem IFN-γ)
normal IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie IgE-Blot 20 Nahrungsmittel oder spez. IgE auf vermutete Einzelallergene
Parasiten Blutbild (Eosinophile?), ECP, Parasitenprofil Stuhl
Histaminreiche Kost am Vorabend Anamnese
Dysbiose mit erhöhten Proteobakterien (Histaminbildnern) Quantitatives Mikrobiotaprofil / Molekulargenetisches Mikrobiotaprofil im Stuhl