Die Matrix-Metallo-Proteinase 8 (aMMP8) steht am Ende der granulozytären Entzündungskaskade. aMMP8 ist verantwortlich für den Gewebeabbau, weil es die Kollagenfasern des Zahnhalteapparates zerstört. Die Enzymaktivität von aMMP8 kann nun seit einiger Zeit quantitativ aus der Zahntasche bestimmt werden. Dieses wird bei Parodontitis und Periimplantitis zur frühen Diagnosestellung eines Attachementverlustes und zur Risikoevaluierung genutzt.
Die epidemiologischen Assoziationen von Parodontitis mit Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfallrisiko1 , Diabetes mellitus2 oder erhöhter Gefahr von Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht bei Schwangerschaften3 sind belegt. Über die immunologischen und biochemischen Mechanismen, die zu diesen assoziierten Erkrankungen führen, wurde lange Zeit nur spekuliert. Warum erkranken manche Patienten, warum andere nicht? Der neue Labormarker aMMP8 stellt gerade für diese Fragestellung eine wichtige Bereicherung der Diagnostik dar.
Zahlreiche jüngere Publikationen zeigen, dass mit dem aMMP8 eine Risikobeurteilung für die Entwicklung systemischer Komplikationen möglich ist.
Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu versterben, korreliert sogar besser mit der Höhe des aMMP8 in der Zahntasche als mit klinischen Parametern der Parodontitis4 . Der wechselseitige Zusammenhang wird auch dadurch belegt, dass aMMP8 in der Zahntasche bei Patienten mit akutem Herzinfarkt ansteigt5 . Bei Diabetikern ist gezeigt, dass ein erhöhtes aMMP8 mit einer schlechteren Stoffwechsellage assoziiert ist6 . Erhöhte aMMP8-Spiegel in der Zahntasche wurden auch bei Patienten mit Rheumatoidarthritis gefunden. Zudem weisen diese Patienten in der Gelenkflüssigkeit einen um den Faktor 1.000 erhöhten aMMP8-Spiegel auf. Das aMMP8 ist an der Destruktion des Gelenkknorpels kausal beteiligt7 . Der Zusammenhang zu Frühgeburten bei Schwangeren ist schon allein damit zu erklären, dass aMMP8 auch in der Fruchtblase die Aufgabe hat, Kollagenfasern aufzulösen, um letztlich den Geburtsvorgang einzuleiten.
Abb. 1 aMMP8 nimmt eine zentrale Stellung im lokalen und systemischen Entzündungsprozess ein.
Abb 2. Ausgangsbefund der PCR-Erregerdiagnostik und des aMMP8 bei einer Patientin mit generalisierter Parodontitis. Nachfolgend wurde neben der Kürettage und Wurzelglättung eine antibiotische Therapie eingesetzt (nach Winkelhoff) sowie naturheilkundlich antientzündlich unterstützt. Das Ergebnis der Kontrollanalysen ist in Abb. 3. dargestellt.
Abb. 3 Folgeuntersuchung der Patientin nach 6 Wochen. Die Markerkeimbestimmung zeigt eine deutliche Verbesserung zum Vorbefund bei jedoch fortbestehendem Erregernachweis. Bei isoliert positiven Erregerlasten nach Therapie kann nur über die aMMP8-Bestimmung die verbliebene Entzündungsaktivität objektiviert werden. Der deutliche aMMP8-Rückgang war in diesem Fall vereinbar mit der signifikanten klinischen Verbesserung. Daher erübrigen sich hier weitere antientzündliche Maßnahmen. Das initial deutlich erhöhte aMMP8 sollte aber Anlass zu einem zukünftigen engmaschigen Recall und einer interdisziplinären Betreuung sein.
Unter den genannten Gesichtspunkten ist es verständlich, dass unabhängig von der eigentlichen zahnärztlichen Indikation (Früherkennung eines aggressiven ParodontitisVerlaufes) vor allem bei Patienten mit den genannten systemischen Erkrankungen eine regelmäßige (z. B. 1 x jährliche) aMMP8-Bestimmung empfehlenswert ist und dass bei erhöhten Werten eine Intensivierung der therapeutischen Maßnahmen resultieren sollte. Zusätzlich sollte ein erhöhter aMMP8-Wert dazu führen, dass der Patient im interdisziplinären Netzwerk gemeinsam mit dem Hausarzt und/oder Allgemeinmediziner betreut wird und in Abhängigkeit von der Grunderkrankung auch der Kardiologe, der Rheumatologe, der Gynäkologe oder auch der Onkologe Hand in Hand mit dem Zahnarzt kooperieren.
Im Umkehrschluss muss es aber auch zur Regel werden, dass die genannten medizinischen Fachbereiche ihre Patienten eindringlich zu Intervalluntersuchungen beim Zahnarzt motivieren, um den Risikofaktor Parodontitis frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit dem Zahnarzt die interdisziplinäre Therapie frühzeitig beginnen zu können.
Erstmals steht ein Entzündungsmarker zur Verfügung, der am Entzündungsherd selbst gemessen werden kann. Besonders ist aber auch, dass es sich anders als beim CRP, Serumzytokinen oder der Blutsenkung um einen Marker handelt, der selbst und unmittelbar an der Gewebedestruktion beteiligt ist.
aMMP8 Abnahme-Sets und vorfrankiertes Versandmaterial können unter der Faxnummer 030 770 01-236 kostenfrei angefordert werden.
Eine Abrechung ist nur im privatärztlichen Bereich (GOÄ) gegeben. Die aktuellen Untersuchungskosten für Selbstzahler entnehmen Sie bitte dem PDF Dokument.
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